2005

Februar

5. Win­ter­aka­de­mie: 1945. Dag Krie­nen: »Re­pa­ra­tio­nen«, Dr. Heinz Nawra­til: »Zi­vil­be­völ­ke­rung und Kriegs­en­de«, Dr. Ste­fan Scheil: »Der di­plo­ma­ti­sche Weg zur Ka­pi­tu­la­ti­on«, Rolf Schil­ling: »Rei­se nach Ost­preu­ßen – Eine Dich­ter­le­sung«, Prof. Dr. Gün­ter Scholdt: »Deutsch­land-Bil­der von Schrift­stel­lern zwi­schen 1938 und 1949«, Prof. Dr. Ha­rald Seu­bert: »Heid­eg­gers Denk­be­we­gung vor dem Hin­ter­grund von Krieg und Nie­der­la­ge«, Dr. Karl­heinz Weiß­mann: »1945 – Deutungen«.

Eine un­se­rer be­sten Aka­de­mien – über­füllt, hoch­kon­zen­trier­te At­mo­sphä­re, die der Geist durch­weh­te, daß kaum an­de­ren­orts in Deutsch­land noch ein­mal so ernst­haft, vol­ler Trau­er und gleich­zei­tig vol­ler Trotz über die Nie­der­la­ge von 1945 nach­ge­dacht wür­de. Das aus der Aka­de­mie her­aus kon­zi­pier­te The­men­heft der Se­zes­si­on (Aus­ga­be 9, April 2005) muß­te nach­ge­druckt wer­den und ist bis heu­te das meistverkaufte.

Lei­der wur­de die 1945er-Aka­de­mie auch von ei­nem U‑Boot aus dem Mit­ar­bei­ter­um­feld des Ma­ga­zins Stern be­sucht. Der jun­ge Mann fiel nicht wei­ter auf, dis­ku­tier­te mit, trank abends sein Bier, flach­ste mit den Ob­jek­ten sei­ner Aus­spä­hung – und schrieb dann ei­nen de­nun­zia­to­ri­schen Be­richt, der Wo­chen spä­ter im Stern er­schien, das IfS zur »Vor­feld­or­ga­ni­sa­ti­on der NPD« er­klär­te und dop­pelt wirk­te: Zum ei­nen muß­ten die drei na­ment­lich ge­nann­ten Mit­glie­der ei­nes Orts­ver­bands der CDU in Ber­lin die Par­tei ver­las­sen, zum an­de­ren tra­ten Schü­ler ge­gen Karl­heinz Weiß­mann an des­sen Gym­na­si­um eine Kam­pa­gne los. Weiß­mann je­doch wur­de wie­der­um von Schü­lern ver­tei­digt, ein auch für ihn prä­ze­denz­lo­ser, sehr be­frie­di­gen­der Vorgang.

Wer glaubt, daß sol­che Ne­ga­tiv-Wer­bung wie jene im Stern den Be­kannt­heits­grad des IfS auf frucht­ba­re Wei­se stei­gern wür­de, irrt: Der Scha­den der Stig­ma­ti­sie­rung ist um ein viel­fa­ches größer.

(No­tiz Kubitschek)

Mai

9. Ber­li­ner Kol­leg: Trau­er und Be­sin­nung – Der 8. Mai 1945. Prof. Dr. Ernst Nol­te: »Streit und Kon­sens um den 8. Mai 1945«.

Das IfS be­tei­lig­te sich mit dem Pro­jekt »Ge­gen das Ver­ges­sen – Der 8. Mai 1945« an der ver­gan­gen­heits­po­li­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung um die In­ter­pre­ta­ti­on des 8. Mai 1945. Erst­un­ter­zeich­ner des Auf­rufs wa­ren ne­ben Ge­ne­ral­ma­jor Gerd Schult­ze-Rhon­hof und Ge­ne­ral­ma­jor Jo­hann Adolf Graf von Kiel­man­segg zehn wei­te­re Ge­ne­rä­le der Bun­des­wehr. Im Nach­gang zeig­te sich, daß die so­ge­nann­te Er­leb­nis­ge­ne­ra­ti­on sech­zig Jah­re nach Kriegs­en­de nicht mehr in der Lage war, den Wi­der­stand ge­gen eine Um­deu­tung der Ge­schich­te zu tra­gen: Daß Deutsch­land 1945 »be­freit« wor­den sei, darf mitt­ler­wei­le als ver­in­ner­lich­te Um­er­zie­hungs­bot­schaft gelten.

Juni/Juli

Die Deut­sche Bank kün­digt alle Kon­ten, die das In­sti­tut, die Se­zes­si­on, der Ver­lag Edi­ti­on An­tai­os so­wie Götz Ku­bit­schek pri­vat führt. Dies ge­schieht ohne An­ga­be von Gründen.

Die Kün­di­gungs­schrei­ben ka­men aus hei­te­rem Him­mel, am sel­ben Tag konn­ten wir be­reits nicht mehr über das In­ter­net un­se­re Bank­ge­schäf­te tä­ti­gen. Li­sten über Dau­er­auf­trä­ge und an­de­re In­for­ma­tio­nen wur­den uns auch auf An­fra­ge nicht mehr zur Ver­fü­gung ge­stellt. Der Geld­au­to­mat be­hielt die Geld­kar­te ein. Ver­su­che, bei der Volks- und Raiff­eisenbank Kon­ten zu er­öff­nen schei­ter­ten: Mit der Über­tra­gung der Kon­ten­gut­ha­ben schick­te die Deut­sche Bank ei­nen Hin­weis auf die Grün­de der Kün­di­gung – die Volks- und Raiff­ei­sen­bank trat dar­auf­hin so­fort von den Ver­trä­gen zurück.

Spä­ter er­hielt ich von ei­nem Be­kann­ten ei­nen Hin­weis: Er hat­te ei­nen hoch­ran­gi­gen Mit­ar­bei­ter der Deut­schen Bank über die Vor­gän­ge be­fragt und er­fah­ren, daß in­tern der Ver­merk »ADL« hin­ter die Kün­di­gun­gen no­tiert war. Die­ses Kür­zel stün­de für »Anti De­fa­ma­ti­on Le­ague«, eine in Wa­shing­ton an­säs­si­ge Or­ga­ni­sa­ti­on ame­ri­ka­ni­scher Ju­den, die dem An­ti­se­mi­tis­mus ent­ge­gen­trä­te, wo im­mer möglich.

(No­tiz Kubitschek)

September

6. Som­mer­aka­de­mie: Re­li­gi­on. Sieg­fried Ger­lich: »Wag­ners Kunst-Re­li­gi­on«, Dr. Till Kin­zel: »Po­li­ti­sche Theo­lo­gie«, Dr. Win­fried Knör­zer: »Sa­kra­li­tät bei Mir­cea Elia­de«, Dr. Erik Leh­nert: »Der Glau­be der Phi­lo­so­phie«, Pfar­rer Alo­is Ob­lin­ger: »Zur Lage des Chri­sten­tums«, Dr. Karl­heinz Weiß­mann: »Vom Nut­zen der Religion«.

Die er­ste Aka­de­mie, die in Schnell­ro­da statt­fand. Seit­her ist es bei die­sem Ta­gungs­ort ge­blie­ben, der ei­ni­ge un­schätz­ba­re Vor­tei­le bie­tet: Er kann nicht ge­kün­digt wer­den, fin­det in zur Kon­zen­tra­ti­on ge­eig­ne­ter Ab­ge­schie­den­heit statt und ist den­noch gut er­reich­bar. Der ein­zi­ge Nach­teil: Mehr als 50 Teil­neh­mer faßt das Rit­ter­gut nicht.

November

Stu­die 8: Po­li­tik ohne Über­zeu­gung. Mer­kels Uni­on, Stu­die 9: »Das hier ist Krieg!« Die Ras­sen­un­ru­hen in Frank­reich und die Zu­kunft der mul­ti­kul­tu­rel­len Gesellschaft.

Dezember

10. Ber­li­ner Kol­leg: Die Staats­kri­se. Dr. Karl­heinz Weiß­mann: »Kri­se als Chan­ce«, Prof. Dr. Her­wig Birg: »Kon­flikt­po­ten­ti­al De­mo­gra­phie«, Prof. Dr. Jost Bauch: »Was bringt die Ver­hält­nis­se zum Tanzen?«

Über 350 Teil­neh­mer hö­ren un­ter an­de­rem den sehr le­ben­di­gen Vor­trag von Her­wig Birg, der auch an Deut­lich­keit nichts zu wün­schen üb­rig­läßt. In der Dis­kus­si­on spricht Birg noch ein­mal ver­deut­li­chend vom dro­hen­den Volks­tod der Deut­schen und nennt die Ar­beit des IfS wich­tig und be­ein­druckend. Ir­gend­wann in den Wo­chen nach dem Kol­leg muß Birg je­doch ei­nen An­ruf er­hal­ten ha­ben: Er di­stan­ziert sich vom IfS und be­haup­tet, im Vor­feld nicht über die Aus­rich­tung des In­sti­tuts in­for­miert wor­den zu sein. Dies trifft aber nicht zu.