Wir ha­ben uns nicht zur Ber­li­ner Co­ro­na-Demo ge­äu­ßert, die am 1. Au­gust aus dem Ru­der lief, nicht zur Un­wet­ter­ka­ta­stro­phe, auch ach­gut blieb ohne Kommentar:

Dort hat­te ein Au­tor in ei­nem Drei­tei­ler ver­sucht, über uns Höcke “se­kun­dä­ren An­ti­se­mi­tis­mus” vor­zu­wer­fen. Höcke gab dazu auf face­book ein sou­ve­rä­nes State­ment ab — in ei­ner Mi­schung aus Schul­ter­zucken und Mü­dig­keit: Man wird von Li­li­pu­ta­nern als Lei­ter be­nutzt, als Steig­hil­fe hin­auf in ein doch be­schei­de­nes Ma­xi­mum an Denk­hö­he. Wenn we­nig­stens im­mer ir­gend­et­was dran wäre …

Schul­ter­zucken und Mü­dig­keit: Das stel­len wir bei un­se­ren Au­toren ins­ge­samt fest. Man ist nicht “aus­ge­schrie­ben”, aber ehr­lich ge­nug, um zu­zu­ge­ben, daß man Durch­hal­te­pa­ro­len, Em­pö­rungs­tex­te und Re­vo­lu­ti­ons­er­war­tun­gen nicht for­mu­lie­ren möch­te, ob­wohl eine wach­sen­de Zahl von Leu­ten (also auch Le­sern) ge­nau dar­auf war­tet — im be­sten Fall auf Ori­en­tie­rung hof­fend, im schlech­te­ren auf eine irre Mo­bi­li­sie­rung, ein Er­zwin­gen­wol­len von der Stra­ße her, ein An­ren­nen ge­gen den un­sicht­ba­ren Feind.

Die­ses äu­ße­re und in­ne­re An­ren­nen ver­hin­dert das, wozu der klei­ne Hob­bit in der Lage war, wäh­rend sei­ne Weg­ge­fähr­ten, die Zwer­ge, wie die Hüh­ner durch die Ge­gend flitz­ten und rast­los nach ei­nem Weg such­ten (ei­ni­ge wer­den de Stel­le im Buch ken­nen): Er setz­te sich auf die Schwel­le und dach­te nach.

Wir ma­chen ab dem kom­men­den Wo­chen­en­de jetzt mal Pau­se, le­gen das Netz­ta­ge­buch bei­sei­te, le­sen und sam­meln mal drei Wo­chen lang und set­zen Ende Au­gust neu an. Rat- und rast­los zu schrei­ben — das trägt auf Dau­er nichts aus. Über­haupt neh­men wir ei­nen Drang zum Ana­lo­gen war, zum Hand­fe­sten und Durch­führ­ba­ren: Ab­stand von Wünsch­bar­kei­ten und Ma­xi­mal­phan­ta­sien, Hin­wen­dung zum Kon­kre­ten, zu dem, “was man noch in der Hand hat”. Die­ses Be­dürf­nis mach­te aus un­se­rem Tag der of­fe­nen Tür solch schö­ne, wich­ti­ge Tage für alle, die teil­neh­men konnten.

In den ver­gan­ge­nen Ta­gen stell­ten wir nun die Re­fe­ren­ten­li­ste für die näch­ste Ver­an­stal­tung zu­sam­men: für die kom­men­de Som­mer­aka­de­mie. Ich hat­te da ei­nen Re­fe­ren­ten im Auge, aber er schwieg zu­nächst, dann sag­te er ab: Man kön­ne rat­los nicht do­zie­ren, und er wis­se noch nicht, wann und wie er wie­der et­was zu sa­gen habe. Die­ser Mann ist ei­ner der we­ni­gen, dem ich die­se Wen­dung ab­neh­me, denn sie rührt bei ihm nicht von ei­ner Satt­heit oder ei­nem Über­druß her, son­dern da­von, daß er das Ge­plau­der und die mund­werks­bur­schi­ge Schar­la­ta­ne­rie ver­ab­scheut wie sonst kaum etwas.

In ge­wis­sem Sin­ne hat er da­durch die Meß­lat­te für uns an­de­ren hö­her­ge­legt: Wir spü­ren noch deut­li­cher als sonst, daß wir et­was zu sa­gen ha­ben müs­sen, wenn wir vom 17. bis 19. Sep­tem­ber in Schnell­ro­da un­ter dem Mot­to “Lage 2021” ta­gen. In­ter­es­san­ter­wei­se war es nicht schwie­rig, sehr gute Re­fe­ren­ten zu ge­win­nen, die noch nie bei uns vortrugen.

Das ge­hört ja auch hier­her: daß die irre Lage, in der wir uns be­fin­den, und in der wir nur die Wahl zwi­schen Baer­bock und La­schet ha­ben, sehr in­ter­es­san­te Leu­te zu uns fin­den, um wirk­lich ein­mal an­ders nach­zu­den­ken und zu diskutieren.

Som­mer­aka­de­mie also: 130 Plät­ze sind zu ver­ge­ben. Wie seit an­dert­halb Jah­ren üb­lich, ver­ra­ten wir nichts über die Re­fe­ren­ten, son­dern ge­ben nur die The­men bekannt:

  1. Co­ro­na und kein Ende: Kri­se als Normalität.
  2. Re­pu­blik ohne Volk: An­mer­kun­gen zur Ent­wick­lung (west-)deutscher Staat­lich­keit von 1945 bis 2021.
  3. Deutsch­lands Sou­ve­rä­ni­tät: au­ßen­po­li­ti­sche Schlaglichter.
  4. Vier Jah­re — Rück- und Aus­blick auf die AfD im Bundestag.
  5. Öster­reich: zwi­schen Kickl und Symbolgesetzgebung.
  6. Kom­mu­ni­ta­ris­mus: ein Aufriß.
  7. Zur Lage des vor­po­li­ti­schen Raumes
  8. Von der Not­wen­dig­keit rech­ter Ökologie

Au­ßer­dem wird es abend­li­che Ge­sprächs­run­den ge­ben, aber das ist ja al­les be­kannt. Also: Le­ser, die nicht äl­ter als 35 Jah­re sind, kön­nen sich nun an­mel­den, die An­mel­dung ist ab jetzt mög­lich un­ter [email protected].

So, und nun las­sen Sie uns sam­meln, Fra­gen auf­wer­fen, nach Be­schrei­bungs­mög­lich­kei­ten, Ver­hal­tens­leh­ren und We­gen aus dem La­by­rinth su­chen und ne­ben­bei ganz in Ruhe un­se­re ver­le­ge­ri­sche Ar­beit betreiben.

Es ist ja nicht so, daß hier nichts mehr lie­fe. Mir lie­gen für die näch­ste Drei­er-Staf­fel der ka­pla­ken-Rei­he fer­ti­ge Ma­nu­skrip­te von Ste­fan Scheil, Ca­ro­li­ne Som­mer­feld und Kon­stan­tin Fech­ter vor, au­ßer­dem hat El­len Ko­sitza Britta­ny Sell­ners (vor­mals Pet­ti­bo­ne) Schil­de­rung der po­li­ti­schen Jah­re fer­tig übersetzt.

Die 103. Se­zes­si­on geht mor­gen in den Ver­sand an die Abon­nen­ten, und dann gibt es da noch die neue, bi­blio­phi­le Rei­he Mä­an­der, de­ren er­ste Bän­de noch im Au­gust aus­ge­lie­fert werden.

Bis bald also!