Die Kreuznahme Friedrichs II. im Jahre 1215 bildete den Ausgangspunkt für eine lange Ereigniskette, die schließlich in Jerusalem endete. Eingebunden war der Vorgang in den säkularen Konflikt zwischen römisch-deutschen Kaisern und den Päpsten um die Vorherrschaft in der Christenheit, der für das deutsche Hochmittelalter prägend war. Die Auseinandersetzung gewann an Schärfe, als Friedrichs Vater, Heinrich VI., Konstanze aus dem Hause Hauteville, die Erbtochter des normannischen Königreichs Sizilien, heiratete (1186) und damit die weltliche Machtbasis des römischen Papsttums von Norden und Süden in die „staufische Zange“ zu nehmen drohte, nachdem er seine Herrschaft in Sizilien und Unteritalien befestigt hatte. Heinrichs unerwarteter Tod (1197) ließ Friedrich II. als Mündel des Papstes und Spielball unterschiedlicher Interessen zurück.
Friedrich II. gelang es schließlich, gestützt auf sein sizilianisches Erbe, den deutschen Königsthron und die Kaiserwürde (1220) zu erringen. Doch wie ist Friedrich in die Reichsgeschichte einzuordnen, sofern man diese im 13. Jahrhundert bereits als eine „deutsche“ betrachten will? Soweit dies aus Selbst- und Quellenzeugnissen hervorgeht, betrachtete der Staufer das Königreich Sizilien als das Gravitationszentrum seiner Macht. Folglich verschob sich die Justierung von Peripherie und Zentrum im Fokus Friedrichs II. im Verhältnis zu seinen Vorgängern, deren Hausmacht auf dem Besitz der staufisch-schwäbischen Stammlande in Süddeutschland beruhte. Sizilien, Unteritalien und der circummediterrane Raum bildeten den Mittelpunkt von Friedrichs Weltbild. Die transalpinen Gebiete seiner Vorfahren hingegen blieben ihm fremd, wovon die geringe Zahl und die kurze Dauer seiner Aufenthalte nördlich der Alpen zeugen.
Seit dem Kreuzzugsaufruf Urbans II. (1095) zur Befreiung der heiligen Stätten der Christenheit in Palästina spielte die Kreuzzugsbewegung für die Macht- und Geistesgeschichte des Abendlands eine bedeutende Rolle. Legitimation und Prestige von Herrschern ließen sich insbesondere durch eine erfolgreiche Kreuzfahrt gewinnen. Entsprechend lang ist die Liste der Großen, die das Kreuz nahmen, um nicht nur die Indulgenz, den Ablaß aller Sünden, sondern zudem Macht, Einfluß und Reichtum zu gewinnen. Besonders traten dabei die kapetingischen Könige Frankreichs und der französische Adel hervor, welche die feudale Gesellschaft der Kreuzfahrerreiche dominierten. Anders als in Europa war hier die Erbfolge von Frauen möglich, und so avancierte Friedrich durch die Heirat (1225) mit Isabella/Jolante von Brienne zum „Prinzgemahl“ des Königreichs Jerusalem und zum Regenten für seinen Sohn Konrad. Friedrich fiel die Aufgabe zu, die seit 1219 wieder in sarazenischen Händen befindlichen heiligen Stätten, das heißt Bethlehem, Nazareth und vor allem Jerusalem, von den Ungläubigen zu befreien.
Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit dem Papst in Unteritalien und durch Gregor IX. gebannt, brach Friedrich im Spätsommer 1228 mit einem kleinen, durch Krankheit dezimierten Heer von Brindisi in die Levante auf. Am 7. September landete er mit seiner Streitmacht in der wichtigsten Stadt des Königreichs, Akkon. Mit wirksamer Unterstützung durch die mächtigen Barone des Königreichs und die Ritterorden der Johanniter und Templer durfte er nicht rechnen, so daß er sich nur auf die Kontingente der italienischen Städte und die Truppen des Deutschen Ritterordens, dessen Hochmeister Hermann von Salza ihn begleitete, stützen konnte.
Statt mit dem Schwert errang er durch diplomatische Verhandlungen mit dem ayyubidischen Sultan al-Kamil im Vertrag von Jaffa (18. Februar 1229) die Herrschaft über Jerusalem und einen Waffenstillstand für zehn Jahre, womit ein enormer Prestigegewinn in der Christenheit einherging. Durch diesen Erfolg gestärkt, aber schon in der Kenntnis päpstlicher Angriffe in Apulien, brach der Kaiser nach Jerusalem auf, wo er am 18. März 1229 in der Grabeskirche die Krone des Königreichs ergriff. Friedrich vermeldete den Großen der Christenheit mit einem Umlaufschreiben seine Erfolge, die er nutzen wolle, um den Frieden zwischen ihm und der Kirche wiederherzustellen. Auf eine förmliche Krönung verzichtete er, um als Gebannter keinen weiteren Unwillen auf sich zu ziehen.
Bereits am 19. März 1229 verließ Friedrich die Stadt und erreichte Anfang Juni wieder Apulien, nachdem er seine Unterstützer im Königreich Jerusalem, die Pisaner und den Deutschen Orden, reichlich mit Privilegien, Restituierungen von Burgen und Ländereien sowie Geldzuweisungen bedacht hatte. In diesem Sinne können der Kreuzzug und die Krönung zu Jerusalem als ein Akt betrachtet werden, um nicht zuletzt mit dem Papst in Süditalien einen Ausgleich zu erreichen, der ihm mit dem Vertrag von St. Germano (1230), für dessen Zustandekommen vor allem der Hochmeister Hermann von Salza Enormes leistete, schließlich gelang. Für die Reichsgeschichte bleibt die Krönung zu Jerusalem bestenfalls eine Fußnote, denn eine effektive staufische Herrschaft ließ Friedrich im Heiligen Land nicht zurück, sein Königtum blieb ein eher deklaratorisches, allerdings eines, von dem eine kaum überschätzbare legitimatorische Macht ausstrahlte. Friedrichs Sohn Konrad übte indes seine Königsherrschaft niemals tatsächlich aus und war nie in Jerusalem. Erst mit Wilhelm II. betrat — wenngleich unter anderen Vorzeichen — wieder ein deutscher Kaiser die Heilige Stadt (1898).
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Literatur:
- Bodo Hechelhammer: Kreuzzug und Herrschaft unter Friedrich II. Handlungsspielräume von Kreuzzugspolitik (1215–1230), Stuttgart 2004
- Ernst Kantorowicz: Kaiser Friedrich der Zweite, Berlin 1927
- Hans Eberhard Mayer: Geschichte der Kreuzzüge, Stuttgart 102005
- Wolfgang Stürner: Friedrich II., Darmstadt 32009