Demographie

Demogra­phie ist dem Begriff nach »Volks-« oder »Bevölkerungslehre« und befaßt sich mit der Entwick­lung, vor allem der sta­tis­tisch erfaßbaren, der Volk­szahl. Dabei kon­sta­tiert die Demogra­phie seit ihren Anfän­gen im 18. Jahrhun­dert nicht nur Sachver­halte, son­dern macht auch Vor­gaben im Hin­blick auf Sol­len­szustände, etwa der Ein­wohn­er­menge über­haupt, deren regionaler Verteilung, des Auf­baus der »Alter­spyra­mide«, der Wün­schbarkeit oder Nichtwün­schbarkeit von Ein­wan­derung oder Auswan­derung.

Die große Aufmerk­samkeit für Fra­gen, die mit der Demogra­phie zusam­men­hän­gen, erk­lärt sich vor allem aus dem sprung­haften Bevölkerungswach­s­tum Europas seit dem Beginn des 19. Jahrhun­derts und den infolge der Indus­triellen Rev­o­lu­tion drama­tis­chen Wan­derungs­be­we­gun­gen. Außer­dem spielte für das Mil­itär der Aspekt der Rekru­tierungsstärken von Wehrpflichti­gen­heeren zunehmend eine Rolle, und es kamen Erwä­gun­gen zur Volks­ge­sund­heit hinzu. Der mod­erne Staat sah sich gedrängt, Erken­nt­nisse und Prog­nosen der Demogra­phie zu berück­sichti­gen und eine Bevölkerungspoli­tik zu treiben, die deut­lich über das Maß hin­aus­ging, das seit jeher für den Bestand oder den Aus­bau sein­er Ord­nung wichtig war.

Es zeigten sich allerd­ings auch rasch Gren­zen möglich­er Ein­fluß­nahme. So waren Migra­tions­be­we­gun­gen kaum je voll­ständig steuer­bar, und das gen­er­a­tive Ver­hal­ten der Men­schen ent­zog sich eben­falls dem Zugriff. Das hat in ver­schiede­nen wes­teu­ropäis­chen Län­dern – vor allem in Frankre­ich – früh zur Fest­stel­lung eines demographis­chen Nieder­gangs durch fehlende Kinderzahl geführt, während das Prob­lem in anderen Län­dern – etwa in Deutsch­land – erst verzögert auf­trat. Das hat­te auch mit den Ein­flüssen jen­er Mod­ernisierung des Soziallebens zu tun, die in wach­sen­dem Umfang den famil­iären Zusam­men­halt gefährdete und eine Vorstel­lung von Selb­stver­wirk­lichung förderte, die sich mit dem Gebären und Aufziehen von Kindern immer weniger vere­in­baren ließ.

Solange immer­hin das Volk als eine maßgebende Ein­heit betra­chtet wurde, stand nicht nur außer Frage, daß der »Volk­stod« eine große Gefahr sei, son­dern auch daß der Staat die Legit­i­ma­tion besitze, durch poli­tis­che Maß­nah­men die Volk­szahl zu erhal­ten oder zu ver­größern. Diese Auf­fas­sung geri­et infolge der nation­al­sozial­is­tis­chen Bevölkerungspoli­tik unter Druck, in voll­ständi­gen Mißkred­it allerd­ings erst wegen der mas­siv­en Ein­fluß­nahme der poli­tis­chen Linken seit den 1960er Jahren.

Wenn sei­ther über­haupt noch über Prob­leme der demographis­chen Entwick­lung disku­tiert wird, dann unter Beto­nung sach­fremder (Wün­schbarkeit des Mul­ti­kul­tur­al­is­mus) oder rand­ständi­ger (Sicherung der Renten) Aspek­te, ohne daß der entschei­dende Aspekt, näm­lich die Sicherung des Fortbe­standes eines Volkes, in den Blick kom­men und die Bere­itschaft wach­sen würde, »poli­tis­che Demogra­phie« (Robert Hepp) zu treiben.

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Zitat:

Wenn ich um mich blicke, sehe ich ein recht mor­bides Völkchen mit ein­er ziem­lich befrem­den­den »Kul­tur«. Da gibt es nicht viel, was ich partout bewahrt und gegen eine »Über­frem­dung« vertei­digt wis­sen möchte. Nicht ob die Bun­desre­pub­likan­er »sich über Wass­er hal­ten« kön­nen, ist deshalb für mich die Frage, son­dern ob sie noch den Willen und den Elan haben, wieder etwas aus sich zu machen.
Robert Hepp

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Lit­er­atur:

  • Insti­tut für Staat­spoli­tik: »Das hier ist Krieg« – Die Rasse­nun­ruhen in Frankre­ich und die Zukun­ft der mul­ti­kul­turellen Gesellschaft. Wis­senschaftliche Rei­he, H. 9, 2005
  • Robert Hepp: Die Endlö­sung der Deutschen Frage, Tübin­gen 1988
  • Ilse Schwidet­zky: Das Prob­lem des Völk­er­todes, Stuttgart 1954