Prinz Eugen, der gleichsam klassische deutsche Held, war ursprünglich Franzose. Als Sohn des Herzogs von Savoyen-Carignan bot er König Ludwig XIV. seine militärischen Dienste an, doch der lehnte ab. Zu wenig vertrauenerweckend schien dieser schmächtige Bewerber mit fahler Haut und Stumpfnase. Statt dessen übernahm Eugen 1683 ein Kommando in der Armee des Habsburger Kaisers Leopold I. und begann hier eine aufsehenerregende Karriere. Schon mit 20 Jahren General, nahm er an der Rückeroberung von Budapest teil.
1687 errang er als Kavallerieführer bei Mohács seinen ersten Schlachtensieg gegen die Türken. Ende des 16. Jahrhunderts begann der letzte Versuch des Osmanischen Reiches, seine wankende Stellung in Osteuropa wieder zu festigen. 250 Jahre lang beherrschten die Türken fast den gesamten Balkan. Danach setzte eine europäische Gegenbewegung ein, die den Invasoren aus dem Orient vor Wien 1683 eine schwere Niederlage zufügte und ihnen danach u.a. Ungarn entriß. Doch Belgrad, die stärkste Festung des Balkans, blieb in türkischen Händen.
1697 erhielt Prinz Eugen den Oberbefehl über die 50000 Mann starke kaiserliche Armee auf dem Balkan. Dort wälzte sich ein riesiges türkisches Heer von Sofia Richtung Belgrad vor. Von einem gefangengenommenen Offizier, den Eugen persönlich verhörte, erfuhr er, daß die Türken bei der Stadt Zenta die Theiß überqueren und nach Mittelungarn, nicht nach Belgrad, vorstoßen wollten. Noch am selben Tag entschloß sich der Prinz, entlang der Theiß nach Norden zu marschieren und den Feind mit allen Mitteln am Überschreiten des Flusses zu hindern. Die Infanterie — Österreicher, Brandenburger und Sachsen — mußte fast 15 Stunden laufen, was das Zeug hielt, weil Eugen zu Recht befürchtete, sein Angriff könnte zu spät kommen. Damit verstieß er gegen die klare Order des Kaisers, er möge „vorsichtig“ operieren und habe „daher nicht zu hasardieren“, überhaupt dürfe er nur bei „fast sicherer Hoffnung auf ein glückliches Gelingen“ angreifen.
Eugens Entscheidung fiel blitzschnell. Als er am 11. September 1697 den Befehl zum Angriff erteilte, war etwa die Hälfte der Türken schon über den Fluß gesetzt. Zum Schutz ihrer Passage standen 100 Kanonen in Position. Es gab jedoch nur eine einzige, von französischen Ingenieuren gebaute Holzbrücke, über welche die türkischen Truppen langsam und ziemlich ungeordnet die Theiß überquerten. Mit einer raschen Umfassungsbewegung ließ Eugen die Sandbänke ober- und unterhalb von Zenta durch Artillerie besetzen.
Jetzt konnte die Brücke unter Kreuzfeuer genommen werden. Gleichzeitig griff die Infanterie von vorn an. Nach kurzer Zeit brach bei den Türken eine ungeheuerliche Panik aus. Tausende sprangen in die Fluten, wo sie, verfolgt von kaiserlicher Kavallerie, elend ertranken. Im Kampf fielen der türkische Oberbefehlshaber Elmas Mehmed Pascha sowie vier Generale. Sultan Mustafa II., der seine Truppen begleitet hatte, verließ fluchtartig das Feldlager und konnte gerade noch das nackte Leben retten. Die Verluste der Türken lagen zwischen 25000 und 30000 Mann. Eugen büßte 500 Tote und 1600 Verwundete ein. Seine Leute eroberten 87 Kanonen, 423 Fahnen sowie die feindliche Kriegskasse, angefüllt mit angeblich drei Millionen Gulden.
Bei Zenta hatte Prinz Eugen sich zum erstenmal als genialer Feldherr erwiesen. Sein Sieg war ein von allen Waffengattungen gemeinsam durchgeführter, von Flankenbewegungen unterstützter Generalangriff, der den Türken das militärische Rückgrat brach. In seiner Siegesbotschaft an Kaiser Leopold I. erwähnte Eugen sich selbst mit keinem Wort. Vielmehr schrieb er: “Den tapferen Heldengeist der gesamten Armee kann meine schwache Feder nicht genugsam entwerfen, noch weniger sattsam loben und preisen.”
Die Schlacht bei Zenta bildete die Grundlage für den Frieden von Karlowitz (1699). Danach mußte das Osmanische Reich ganz Ungarn nebst Siebenbürgen sowie den Großteil Kroatiens an Österreich abtreten. Das Kräfteverhältnis in Südosteuropa hatte sich damit zugunsten der europäischen Christenheit verändert.
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Literatur:
- Jan von Flocken: Prinz Eugen, in: ders.: Kriegerschicksal. Große Feldherren der Weltgeschichte, Berlin 2006
- Hubert Gundolf: Um Österreich! Schlachten unter Habsburgs Krone, Graz 1995
- Wolfgang Oppenheimer: Prinz Eugen von Savoyen — Feldherr, Staatsmann, Mäzen, München 1996