Saint-Exupéry, Antoine de — Schriftsteller, 1900–1944

Antoine de Saint-Exupérys weltweit­er Ruhm ver­dankt sich seinem Buch Der kleine Prinz (Le petit Prince). Es wurde 1943 in New York geschrieben, vom Autor selb­st mit Aquarellen illus­tri­ert und erschien anschließend in den Vere­inigten Staat­en, noch vor der franzö­sis­chen Aus­gabe (1945). Diese poet­is­che und philosophis­che Geschichte, die von der Begeg­nung eines in der Sahara abgestürzten Piloten mit einem „kleinen Prinzen“ erzählt, der die Absur­dität der Welt der Erwach­se­nen in Frage stellt, wurde zu einem außergewöhn­lichen Wel­ter­folg (mehr als 134 Mil­lio­nen Exem­plare wur­den verkauft) und hat seinem Autor aller­lei pos­tume Ehrun­gen einge­bracht. Dieser Erfolg sollte nicht die anderen Aspek­te des Werkes von „Saint-Ex’“, wie er in Frankre­ich liebevoll genan­nt wird, in den Schat­ten stellen.

Geboren am 29. Juni 1900 in Lyon als Sproß ein­er franzö­sis­chen Adels­fam­i­lie, wandte sich Saint-Exupéry zunächst den schö­nen Kün­sten und der Architek­tur zu, nach­dem er 1919 die Auf­nah­meprü­fung in die Franzö­sis­che Mari­neschule nicht bestanden hat­te. Von Kindes­beinen an fasziniert von der Welt der Luft­fahrt, wurde er 1921 während seines Mil­itär­di­en­stes zum Piloten aus­ge­bildet. Fünf Jahre später arbeit­ete er für die Luft­fracht­ge­sellschaft Laté­coère (die spätere Aéro­postale) als Kuri­er zwis­chen Toulouse und Sene­gal.

1929 fol­gte er seinen Fre­un­den Jean Mer­moz (einem Mit­glied der Feuerkreu­zler des Oberst La Rocque) und dem Flug­pi­onier Hen­ri Guil­laumet nach Südameri­ka, wo er am Aus­bau von Flug­postlin­ien mitar­beit­ete. Seine Erleb­nisse als Pilot inspiri­erten ihn zu seinen ersten Roma­nen Süd­kuri­er (Cour­ri­er Sud, 1929) und vor allem Nacht­flug (Vol de nuit , 1931), der großen Erfolg hat­te und zu dem André Gide ein Vor­wort beis­teuerte. In den Dreißiger Jahre wid­mete er sich der großen Reportage, und bereiste unter anderem Viet­nam (1934), Moskau (1935) und Spanien (1939). Diese Erfahrun­gen ver­ar­beit­ete er 1939 in dem Buch Wind, Sand und Sterne (Terre des hommes). In diesem find­et sich auch der berühmte Satz, den Guil­laumet nach sein­er Not­landung in den Anden sprach: „Was ich getan habe, hätte kein Tier der Welt voll­brin­gen kön­nen.“

Zu Beginn des Zweit­en Weltkriegs wurde Saint-Exupéry zur Luft­waffe einge­zo­gen. Nach Unterze­ich­nung des Waf­fen­still­stands ver­ließ er Frankre­ich, und ging nach New York, um die Amerikan­er zum Krieg­sein­tritt zu bewe­gen. Er machte sich zum Sprachrohr der Résis­tance, hat­te aber Schwierigkeit­en, Gehör zu find­en, denn er wurde von manchen verdächtigt, mehr Sym­pa­thien für Pétain als für de Gaulle zu haben. Im Juni 1944 trat er auf Sar­dinien ein­er Aufk­lärung­sein­heit bei. Er ver­schwand am 31. Juli 1944 während ein­er sein­er Mis­sio­nen, als er sich mit seinem Flugzeug über dem Mit­telmeer befand. Die Über­reste sein­er Mas­chine wur­den erst im Jahr 2000 gefun­den, ein paar Meilen vor der Küste der Provence. Die Umstände seines Todes wur­den nie ganz gek­lärt. Wurde sein Flugzeug von ein­er Focke-Wulf oder ein­er Messer­schmitt abgeschossen, wie einige Zeu­ge­naus­sagen sein­er ehe­ma­li­gen Geg­n­er nahele­gen? Andere Hypothe­sen ver­muten eine tech­nis­che Panne, eine Erkrankung des Piloten oder sog­ar einen Selb­st­mord­ver­such. Kurz vor seinem Tod hat­te „Saint-Ex’“ an seinen Fre­und Pierre Dal­loz geschrieben: „Sollte ich abstürzen, habe ich abso­lut nichts zu bedauern. Die kom­mende Welt der Ter­miten stößt mich ab. Ich has­se ihre Robot­er­tu­gen­den. Ich bin geboren, um Gärt­ner zu sein.“

Sein the­o­retis­ches Hauptwerk, Die Stadt in der Wüste (Citadelle), wurde bere­its 1936 begonnen, blieb jedoch unvol­len­det und erschien erst 1948. In Form von Apho­ris­men, Maxi­men, frag­men­tarischen Tex­ten entwick­elte Saint-Exupéry hier die großen Leitlin­ien sein­er Weltan­schau­ung. Aris­tokratis­ch­er Natur, ste­ht sie den bürg­er­lichen und kaufmän­nis­chen Werten feindlich gegenüber, ver­gle­ich­bar Bernanos und de Mon­ther­lant. Er wirft einen illu­sion­slosen Blick auf die mod­erne Welt, die er zunehmend dem Dik­tat wech­sel­nder Mod­en und den ständi­gen Anforderun­gen ein­er „ent­men­schlichen­den“ Tech­nolo­gie unter­wor­fen sieht. Sein wichtig­ster Gedanke in einem Satz: „Nur durch die Über­win­dung seines Selb­st wird man zum Men­schen.“

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Zitat:

Es gibt im Leben keine Lösun­gen, aber es gibt bewe­gende Kräfte: diese muß man in Gang set­zen, dann fol­gen die Lösun­gen nach.

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Schriften:

  • Süd­kuri­er (Cour­ri­er Sud, 1929, dt. 1949)
  • Nacht­flug (Vol de nuit, 1931, dt. 1932)
  • Wind, Sand und Sterne (Terre des hommes, 1939)
  • Der kleine Prinz (Le Petit Prince, 1943, dt. 1950)
  • Flug nach Arras (Pilote de guerre, 1942, dt. 1949)
  • Brief an einen Aus­geliefer­ten (Let­tre à un otage, 1944, dt. 1948)
  • Die Stadt in der Wüste (Citadelle, 1948, dt. 1951)
  • Car­nets (1953, dt. 1958)
  • Briefe an seine Mut­ter (Let­tres à sa mère, 1955, dt. 1956)
  • Ecrits de guerre, 1939–1944 (1982)

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Lit­er­atur:

  • Nathalie des Bal­lières : Saint-Exupéry, l’archange et l’écrivain, Paris 1998
  • Karl­hein­rich Bier­mann: Antoine des Saint-Exupéry, Rein­bek 2012
  • Alain Cadix: Saint-Exupéry. Le sens d’une vie, Paris 2002