Löw, Konrad — Politikwissenschaftler, geboren 1931

Der Jurist und Poli­tik­wis­senschaftler Löw hat sich zwei The­men ver­schrieben, die für das nationale Selb­st­be­wußt­sein der Deutschen von Bedeu­tung sind. Es geht ihm zum einen um den Nach­weis, daß es einen Zusam­men­hang zwis­chen der marx­is­tis­chen Ide­olo­gie und den kom­mu­nis­tis­chen Ver­brechen gibt und zum anderen um die Wider­legung des Kollek­tivschuld­vor­wurfs, der gegen die Deutschen erhoben wird.

Auf diese The­men wies zunächst nichts hin, als Löw, nach einem Studi­um der Rechtswis­senschaften sowie Philoso­phie und Geschichte 1957 mit ein­er Arbeit zum Grun­drechts­be­griff in der bay­erischen Ver­fas­sung pro­moviert wurde. Nach den juris­tis­chen Prü­fun­gen war er im bay­erischen Ver­wal­tungs­di­enst, später im Bun­deskan­zler­amt und nahm juris­tis­che und poli­tik­wis­senschaftliche Lehraufträge wahr. Von 1972 bis 1975 war Löw Pro­fes­sor für Poli­tik­wis­senschaften in Nürn­berg-Erlan­gen, anschließend bis zu sein­er Emer­i­tierung 1999 in Bayreuth. Seit 1980 war er Fach­grup­pen­leit­er Poli­tik in der Gesellschaft für Deutsch­land­forschung, für die er zahlre­iche Sam­mel­bände her­aus­gab. Weite Ver­bre­itung fand seine Ein­führung in die Grundw­erte der Demokratie (1970) und weit­ere Arbeit­en im Rah­men der poli­tis­chen Bil­dung.

Seit den frühen achtziger Jahren trat die Beschäf­ti­gung mit dem Marx­is­mus in den Mit­telpunkt sein­er Arbeit. Neben der Rekon­struk­tion der Ide­olo­gie stand vor allem die Kri­tik daran im Vorder­grund. Löw ging es dabei um den Zusam­men­hang zwis­chen Ide­olo­gie und Ter­ror und um die Per­son Karl Marx, in deren Per­sön­lichkeitsstruk­tur er die Quelle der kom­mu­nis­tis­chen Irrtümer und Ver­brechen aus­macht. Aus­gangspunkt war die Behaup­tung der Linken seit den sechziger Jahren, als die Ver­brechen des Kom­mu­nis­mus nicht mehr zu leug­nen waren, daß diese nichts an der Richtigkeit der marx­is­tis­chen Ide­olo­gie ändern wür­den, weil nur die Umset­zung nicht gelun­gen sei. Dage­gen zeigt Löw in seinen Büch­ern Der Mythos Marx und seine Mach­er und Das Rot­buch der kom­mu­nis­tis­chen Ide­olo­gie, daß dieser Zusam­men­hang existiert, daß das eine nicht ohne das andere zu denken ist.

Nach der Jahrtausendwende pub­lizierte Löw mehrere Büch­er, die sich mit dem Kollek­tivschuld­vor­wurf gegen die Deutschen auseinan­der­set­zen. In ihnen ver­sam­melt er Mate­r­i­al, das empirisch belegt, daß das deutsche Volk und auch die katholis­che Kirche den staatlichen Anti­semitismus keineswegs teil­ten oder guthießen. Ins­beson­dere die von Löw ange­führten Aus­sagen jüdis­ch­er Zeitgenossen sind in dieser Hin­sicht auf­schlußre­ich, weil ihr Urteil über die Deutschen erstaunlich pos­i­tiv aus­fällt. Für einen Skan­dal sorgte Löws dies­bezüglich­er Auf­satz Deutsche Iden­tität in Ver­fas­sung und Geschichte, der 2004 im Deutsch­land Archiv der Bun­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung erschien. In einem Brief an die Abon­nen­ten der Zeitschrift dis­tanzierte sich die Bun­deszen­trale in deut­lichen Worten von dem Autor und stampfte die Restau­flage ein. Gegen die Verunglimp­fung ging Löw gerichtlich vor und erre­ichte schließlich 2010, daß das Bun­desver­fas­sungs­gericht die her­ab­set­zende Kri­tik an seinem Auf­satz für ver­fas­sungswidrig erk­lärte.

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Zitat:

Wir dür­fen nicht zögern, die Ver­brechen des NS-Regimes als wichti­gen Teil der deutschen Geschichte, der deutschen Iden­tität zu beken­nen. Aber wir soll­ten jenen ent­ge­gen­treten, die all­ge­mein von deutsch­er Schuld sprechen, wenn damit gemeint ist, daß die große Mehrheit der damals leben­den Deutschen mitschuldig gewe­sen sei an einem der größten Ver­brechen der Men­schheits­geschichte. Ein solch­er Vor­wurf ist unge­heuer­lich, wenn er nicht bewiesen wird. Dieser Nach­weis wurde bis heute nicht erbracht.

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Schriften:

  • Warum fasziniert der Kom­mu­nis­mus? Eine sys­tem­a­tis­che Unter­suchung, Köln 1980
  • Die Lehre des Karl Marx. Doku­men­ta­tion – Kri­tik, Köln 1982
  • …bis zum Ver­rat der Frei­heit. Die Gesellschaft der Bun­desre­pub­lik und die „DDR“, München 1993
  • Der Mythos Marx und seine Mach­er. Wie aus Geschicht­en Geschichte wird, München 1996
  • Das Rot­buch der kom­mu­nis­tis­chen Ide­olo­gie. Marx & Engels – die Väter des Ter­rors, München 1999
  • Die Schuld. Chris­ten und Juden im Urteil der Nation­al­sozial­is­ten und der Gegen­wart, Gräfelf­ing 2001
  • „Das Volk ist ein Trost“. Deutsche und Juden 1933–1945 im Urteil jüdis­ch­er Zeitzeu­gen, München 2006
  • Deutsche Schuld 1933–1945? Die ignori­erten Antworten der Zeitzeu­gen, München 2010