Lewis, C. S. — Schriftsteller, 1898–1963

C. S. Lewis ist haupt­säch­lich als Autor von Fan­ta­sy-Kinder­büch­ern pop­ulär gewor­den und in let­zter Zeit durch die Ver­fil­mung sein­er Nar­nia-Rei­he wieder in Erin­nerung gebracht wor­den. Weniger bekan­nt ist dage­gen seine Bedeu­tung als philosophis­ch­er und the­ol­o­gis­ch­er Gege­naufk­lär­er und seine Zuge­hörigkeit zu jenen christlichen Kon­ser­v­a­tiv­en Rev­o­lu­tionären Großbri­tan­niens, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhun­derts den Kampf gegen die intellek­tuelle Herrschaft der Linken führten. Lewis vertei­digte die Aus­sagen der christlichen Tra­di­tion gegen ihre ver­bre­it­ete Infragestel­lung durch einen sich aufk­lärerisch gebär­den­den Pos­i­tivis­mus und erlangte schon zu Lebzeit­en Bekan­ntheit als Pop­u­lar­isator christlich­er Apolo­getik.

C. S. Lewis war kein geboren­er, son­dern ein „gel­ern­ter“ Kon­ser­v­a­tiv­er. Am 29. Novem­ber 1898 in Belfast als Sohn eines Anwalts geboren, wurde er nach dem Mil­itär­di­enst im Ersten Weltkrieg und dem Studi­um Dozent für Philoso­phie und englis­che Sprache in Oxford und 1954 schließlich Pro­fes­sor für Englisch des Mit­te­lal­ters und der Renais­sance in Cam­bridge. In sein­er Stu­den­ten- und frühen Dozen­ten­zeit gehörte er zum schon damals die akademis­che Welt beherrschen­den linksin­tellek­tuellen Milieu, bis ihn eigenes Nach­denken, Lek­türe sowie der Ein­fluß von Fre­un­den wie J. R. R. Tolkien eines Besseren belehrten. Lewis „Denk-Weg zu Chris­tus“ (Nor­bert Feinen­de­gen) führte ihn dabei von einem ratio­nal­is­tis­chen Pos­i­tivis­mus über den englis­chen Ide­al­is­mus bis zu ein­er Vertei­di­gung der the­is­tis­chen Tra­di­tion des Chris­ten­tums.

Der Kampf für die Vernün­ftigkeit des Chris­ten­tums war für C. S. Lewis das Haupt­mo­tiv sein­er pub­lizis­tis­chen Tätigkeit, von dem auch seine großen lit­er­arischen Werke wie die Pere­landra-Trilo­gie (1938–45), die Dien­stan­weisung an einen Unter­teufel (1942) und die Chroniken von Nar­nia (1950–56) geprägt sind. In prak­tis­chen poli­tis­chen Fra­gen hielt er sich meis­tens zurück, meldete sich aber hin und wieder in kleineren Auf­sätzen zu Wort. Darin stritt er in erster Lin­ie gegen den Egal­i­taris­mus in ethis­chen, intellek­tuellen oder ästhetis­chen Fra­gen und ges­tand auch im Poli­tis­chen der Gle­ich­heit höch­stens die Funk­tion ein­er Sicher­heitsvorkehrung zu, da kein Men­sch so gut und ver­trauenswürdig sei, daß man ihm die absolute poli­tis­che Macht in die Hände geben dürfe. Von entschei­den­der Bedeu­tung war für ihn außer­dem, daß das Prinzip der Auslese zwar zu Grausamkeit­en führe, aber gle­ichzeit­ig auch erst das Gute, Wahre und Schöne, dazu Demut, Beschei­den­heit, Großzügigkeit und Bewun­derung ermögliche. Lewis betonte damit die Notwendigkeit ein­er Elite, zu der zu gehören aber weniger mit dem Genuß von Priv­i­legien ver­bun­den sei, als vielmehr mit ein­er beson­deren Aske­sean­forderung, die dem Auser­wählten größere Ent­behrung und größere Demut abver­lange als dem Durch­schnitt. Typ­isch für Lewis’ nüchtern-argu­men­tieren­den Stil ist der Vor­trag gegen den Paz­i­fis­mus, den er 1940 vor der Paci­fist Soci­ety in Oxford hielt.

Wichtiger ist aber die Grund­sät­zlichkeit, mit der Lewis den Kampf gegen die inkon­se­quenten Halb­heit­en der Mod­erne in der Wahrheits­frage und ihre fatal­en Fol­gen führte. Dieser Kampf richtete sich nicht nur gegen einen naiv­en Pos­i­tivis­mus, son­dern auch gegen den sub­til­eren intellek­tuellen Schwachsinn, der sich mit dem lin­guis­tic turn bere­its abze­ich­nete und dem wir auch heute noch in Gestalt des Kon­struk­tivis­mus aus­ge­set­zt sind. Dage­gen ver­trat Lewis einen essen­tial­is­tis­chen Stand­punkt, der die Sub­stanz der Dinge und ihre objek­tive Real­ität vertei­digte und der allein ein­er kon­ser­v­a­tiv­en Weltan­schau­ung angemessen ist, die sich nicht in einem hero­is­chen Nihilis­mus selb­st verzehren will.

C. S. Lewis ver­starb am 22. Novem­ber 1963 in Oxford.

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Zitat:

Wenn ich heute auf mein Leben zurück­blicke, über­rascht es mich, daß ich nicht in die ent­ge­genge­set­zte Ortho­dox­ie weit­erg­ing – daß aus mir kein link­er, athe­is­tis­ch­er, satirisch­er Intellek­tueller von der uns allen sattsam bekan­nten Art wurde.

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Schriften:

  • Über den Schmerz [1940], Köln 1954
  • Dien­stan­weisung an einen Unter­teufel [1942], Freiburg i. Br. 1958
  • Die Abschaf­fung des Men­schen [1943], Ein­siedeln 1979
  • Die große Schei­dung [1945], Köln/Olten 1955
  • Wun­der [1947], Köln/Olten 1952
  • Die Chroniken von Nar­nia [1950–56], Freiburg i. Br. 1956–58
  • Chris­ten­tum schlechthin [1952], Köln/Olten 1956
  • Über­rascht von Freude [1955], Wup­per­tal 1968

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Lit­er­atur:

  • Nor­bert Feinen­de­gen: Denk-Weg zu Chris­tus. C. S. Lewis als kri­tis­ch­er Denker der Mod­erne, Regens­burg 2008
  • Gis­bert Kranz: C. S. Lewis. Stu­di­en zu Leben und Werk, Bonn 1974
  • Robert Mac­Swain / Michael Ward: The Cam­bridge Com­pan­ion to C. S. Lewis, Cam­bridge 2010